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Profil: Inka Winter
Die preisgekrönte Erotikfilmerin und Gründerin von ForPlay Films, Inka Winter, weiß, was sie in ihren Filmen zeigen will und was sie nicht will. Sie möchte Sexualität darstellen, die achtsam ist, auf menschlicher Verbundenheit beruht und traumabewusst ist.
Tatsächlich führt sie einen Großteil ihres künstlerischen Werdegangs auf einige der dunkleren Erfahrungen in ihrem Hintergrund zurück.
"Es geht um Zustimmung und Autonomie."
Winter wuchs in Österreich in einer berühmten Sekte auf, der Friedrichshof-Kommune, die sich um den Künstler Otto Muehl drehte. Obwohl sie sowohl Muehls Kunst als auch seine Manipulation von Menschen ablehnt, bot die Kommune ein kreatives Umfeld, in dem sie schon früh Aktzeichnen und Filmemachen lernte.
Sie musste auch an kultisch verordneten sexuellen Erfahrungen teilnehmen, die auf der Freudschen Theorie beruhten, dass vaginale Orgasmen "reife" Orgasmen und klitorale Orgasmen "unreif" seien, so dass Frauen allein durch Penetration zum Höhepunkt kommen müssten. Die feministische Sensibilität von Winters Arbeit mit Erwachsenen spiegelt ihre Vision wider, das Recht auf Lust zurückzufordern und gesellschaftliche und individuelle Traumata zu heilen.
Die Sekte löste sich auf, als Muehl wegen mehrerer Anklagen verhaftet wurde, und Winter begann, ein Internat auf einer Insel in einem Berliner See zu besuchen, wo sie unter anderem Holzbearbeitung, Siebdruck und Schweißen lernte.
Nach dem Abitur machte sie einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften, merkte aber, dass sie etwas Kreativeres machen wollte, und machte einen Abschluss in Modedesign und Schneiderei.
Ihre Karriere als Filmemacherin begann durch ein Praktikum an der Australian Film, Television and Radio School in Sydney, wo sie ihrer Freundin, die dort Kostümbildnerin war, bei der Gestaltung der Kostüme für alle Studentenfilme half. Nach ihrem Umzug nach Los Angeles gründete sie eine Bekleidungslinie und arbeitete als Kostümdesignerin und Stylistin für Film, Fernsehen und Werbung.
Was Winter schließlich dazu inspirierte, sich der Erwachsenenunterhaltung zu widmen, war der Verlust ihres Sexualtriebs für etwa ein Jahr nach einer Abtreibung. Nach dieser Zeit hoffte sie, dass Pornos ihre Libido ankurbeln würden - aber die Inhalte, die sie fand, bewirkten das Gegenteil.
Zu dieser Zeit waren Lust Cinema und andere auf Frauen ausgerichtete Studios noch so "nischenhaft", dass sie sie noch nicht entdeckt hatte. Stattdessen gründete sie ForPlay Films, um ethische, feministische und Indie-Erotik von Frauen, für Frauen und für alle zu produzieren.
Winter findet, dass ein solcher Ansatz heutzutage besonders wichtig ist, da die Körper und die Sexualität von Frauen weiterhin von frauenfeindlichen Kräften kontrolliert und gesetzlich geregelt werden, die Sexualität und Vergnügen beschämen, sie als inhärent falsch ansehen und die Menschen dafür bestrafen wollen, dass sie sie ausleben.
Winter sieht ForPlay Films als ihren Weg, diese Dynamik zu unterlaufen, und die Stärke und Gültigkeit ihres Ansatzes zeigt sich in ihrem Aufstieg als gefeierte Autorin. Ihr Film "Ashford Manor" wurde kürzlich bei den XBIZ Awards 2024 ausgezeichnet: Beste Hauptdarstellerin, für die Leistung von Nicole Kitt, und Beste Art Direction. Jetzt spricht sie als WIAs Frau des Monats über ihren einzigartigen Werdegang und ihre Karrierewünsche.
XBIZ: Wie hat sich Ihre Herangehensweise an das Filmemachen im Laufe der Jahre verändert?
WINTER: In den letzten Jahren ist mir mehr und mehr klar geworden, dass es bei meinem Ansatz, Pornos zu machen, nicht nur darum geht, zu korrigieren, wie die weibliche Sexualität in unserer Gesellschaft gesehen und dargestellt wird. Es geht auch darum, den Darstellern und der Crew eine gute Erfahrung zu bieten.
Es geht um Zustimmung und Autonomie. Ich überlasse den Darstellern die Wahl, mit wem sie filmen wollen, und was die sexuellen Handlungen angeht, lasse ich sie tun, was ihnen Spaß macht, und zwar so lange, wie es ihnen Spaß macht. Ich möchte, dass sich der Sex, den sie haben, wie Sex "zu Hause" anfühlt. Wenn man die Talente wählen lässt, mit wem sie arbeiten wollen, gibt man ihnen nicht nur Autonomie, sondern schafft auch eine authentische Chemie und Verbindung.
Eine weitere Sache, die mir sehr wichtig ist, ist die Vielfalt. Ich hoffe, dass meine Filme in dieser Hinsicht für sich selbst sprechen. Ich denke, "Ashford Manor" ist ein gutes Beispiel dafür.
XBIZ: Wie würden Sie Ihren unverwechselbaren Stil beschreiben, visuell und erzählerisch?
WINTER: Da ich aus der Modebranche komme, ist mein visueller Stil filmisch und sehr stark von den Modestrecken inspiriert, die ich früher fotografiert habe, sowie von all den großen Modemagazinen und Modefotografen. Ich möchte Geschichten um der Geschichte willen erzählen und Sex als etwas verwenden, das die Geschichte vorantreibt, anstatt die Geschichte über den Sex zu machen.
XBIZ: Wie gehen Sie vor, wenn Sie ein fesselndes Drehbuch schreiben und dann diese Welt und diese Figuren zum Leben erwecken?
WINTER: Ein großer Teil meiner Herangehensweise an das Filmemachen und ein großer Teil meines Prozesses ist die Zusammenarbeit. Ich habe einige großartige Freunde mit Film- und Stand-up-Hintergrund, mit denen ich beim Schreiben der Drehbücher zusammenarbeite. In unseren Drehbüchern versuchen wir, unsere feministischen Werte einzubringen, damit es eine Botschaft gibt, die uns am Herzen liegt, auch wenn sie unterschwellig ist. Ich bin auch ein großer Fan von Comedy und Sarkasmus. Ashford Manor" zu schreiben war großartig, denn als Hommage an Jane Austen konnte die Serie all diese Elemente enthalten. Wir haben uns wirklich bemüht, die Regency-Zeit so genau wie möglich darzustellen. Ich habe einen Akzent- und Schauspielcoach engagiert, um die Figuren glaubwürdiger zu machen. Auch das Casting spielt eine große Rolle, und dann arbeite ich mit den Schauspielern zusammen, um jede Figur zum Leben zu erwecken.
Bei meinen Kurzfilmen, die meist eine einfachere Handlung haben, geht es vor allem darum, einen Kontext für Sex zu schaffen. Warum findet der Sex aus der Sicht der Frau statt? Etwas so Einfaches wie der Abwasch eines Mannes könnte ein Grund für Sex sein, denn ein Mann, der Hausarbeiten erledigt, ist ein tolles Vorspiel! Aber was Frauen mögen, hat eine große Bandbreite, von Romantik über BDSM bis hin zu einvernehmlicher Nicht-Einwilligung und allem, was dazwischen liegt.
Ich arbeite eng mit den Talenten zusammen, um herauszufinden, auf welche Art von Stil oder Szenario sie stehen, und auch, welche nicht-sexuellen Talente wir einbauen könnten. Deshalb enthält ein Film mit Jada Kai wunderschöne Eiskunstlauffiguren, ein Film mit Robby Echo handelt von einem Eiskunstläufer, ein Film mit Nathan Bronson beinhaltet Parkour und David Lee brachte seine Origami-Fähigkeiten ein und gestaltete Origami-Rosen für ein Date mit Nicole Kitt.
Ein weiteres Beispiel für eine großartige Zusammenarbeit ist mein Drehbuch für "Murder Mystery Dinner Party". Es wurde mit Hilfe eines bekannten Schauspielers geschrieben, von dem ich wusste, dass er den Jargon der 1940er Jahre nachahmen könnte. Er stimmte zu, als Gegenleistung für eine Spende an seine Wohltätigkeitsorganisation, die Essen für Obdachlose anbietet.
XBIZ: Sprechen Sie über Ihre Strategie zum Aufbau der Marke ForPlay Films.
WINTER: Wie bei allen Unternehmen ist die Steigerung der Besucherzahlen der größte Teil meiner Wachstumsstrategie. Da ich die Art von Inhalten erstelle, die ich mache, scheint es so, als ob die Traffic-Strategien, die für Mainstream-Unternehmen funktionieren, nicht unbedingt die gleichen für mich sind. Ich verlasse mich mehr auf die Presse und Influencer. Aber ich arbeite auch an einem Partnerprogramm.
XBIZ: Wie gehen Sie mit dem Casting und der Entwicklung von Darstellern um, damit sie das Beste aus sich herausholen können?
WINTER: Bei den Spielfilmen, bei denen ich Regie führe, lasse ich die Darsteller ein paar Seiten Dialog für ihre Rolle selbst aufnehmen und einsenden. Seit "Ashford Manor" habe ich auch einen Schauspielcoach, der ihnen bei der Entwicklung ihres Charakters behilflich ist. Dann machen wir eine Zoom-Probe/ein Durchlesen, damit jeder mit jedem interagieren kann und wir sehen, ob irgendetwas optimiert werden muss. Ich glaube, am Set geht es vor allem darum, die Talente in ihren Rollen zu bestärken und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie Emotionen zeigen können, die für die Figur und die Szene wichtig sind.
XBIZ: Wie war es, Nicole Kitt bei den XBIZ Awards 2024 als beste Hauptdarstellerin für "Ashford Manor" zu sehen?
WINTER: Das war ein erstaunlicher und aufregender Moment, und es hat mich sehr gefreut zu sehen, dass Nicole die Anerkennung erhält, die sie verdient. Nachdem sie mit dem Akzent-/Schauspielcoach gearbeitet hatte, den ich engagiert hatte, zahlte sie aus eigener Tasche, um zusätzliches Coaching zu bekommen. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass sich diese Extrameile sehr gelohnt hat. Ihre schauspielerische Leistung hat diesen Sieg wirklich verdient!
XBIZ: Wie hoffen Sie, Frauen in der Erotikbranche weiterhin zu fördern, und was sind Ihre größten Ziele für 2024?
WINTER: Ich hoffe, dass ich die Frauen in der Erotikbranche weiterhin fördern kann, indem ich ihnen eine Stimme gebe, ihnen zuhöre, ihnen das Gefühl gebe, Grenzen setzen zu können und ihnen kreative Freiheit und Autonomie an meinen Sets gebe. Ich habe auch begonnen, als Intimitätskoordinatorin zu arbeiten, was eine weitere Möglichkeit ist, Talente, insbesondere Frauen, am Set zu stärken. Mein Ziel ist es, die Reichweite meines Unternehmens ForPlay Films zu vergrößern und andere Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen, um mehr Aufklärungsmaterial zu produzieren.
Nachdem ich einige Zeit in einem örtlichen gemeinnützigen Beratungszentrum gearbeitet habe, habe ich mich kürzlich als Sexualpädagogin und -beraterin zertifizieren lassen. Ich bin der Meinung, dass wir in unserer Gesellschaft mehr Sexualaufklärung brauchen und dass Sexualaufklärung für alle kostenlos sein sollte. Das erfordert Ressourcen, die ich noch nicht habe, und ich hoffe, dass andere, etabliertere Unternehmen den Wert eines Beitrags zu diesem Ziel erkennen. Unter den richtigen Umständen könnte ich auch auf der Suche nach einem Investor sein.
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